Bioenergie stärkt den ländlichen Raum
Die Steiermark ist Bioenergie-Vorreiter. Was sind die zentralen Gründe für diesen Erfolg?
Andreas Steinegger: Bei der Holzernte und -verarbeitung fällt mit Biomasse ein wertvolles Koppelprodukt an. Es war daher nur konsequent, dieses Potenzial auch für die Erzeugung von Strom und Wärme zu nutzen. In der Steiermark hat man sehr früh erkannt, dass eine gute Waldausstattung enorme Vorteile für die regionale Wirtschaft bringt. Der erneuerbare Rohstoff Holz wird entlang der gesamten Wertschöpfungskette effizient genutzt – und sichert in der Steiermark mehr als 70.000 Arbeitsplätze.
Welche Bedeutung hat Biomasse als wichtigster heimischer Energieträger für den ländlichen Raum sowie die Land- und Forstwirtschaft?
Der ländliche Raum profitiert besonders stark vom Einsatz erneuerbarer Energien. Wasserkraft, Photovoltaik, Biogas und vor allem Biomasse sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Nutzung regional vorhandener Ressourcen ist für uns Bäuerinnen und Bauern selbstverständlich. Gerade der Wärmemarkt eignet sich in besonderem Maße für Biomasse und bietet große Chancen für regionale Wertschöpfung.
Welche politischen Maßnahmen braucht es für den weiteren Ausbau der Bioenergie?
Entscheidend ist, dass Politik versteht, wie regionale Nachhaltigkeit funktioniert. Wo dieses Verständnis vorhanden ist, entwickeln sich viele Dinge fast von selbst. In Regionen mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung sind diese Zusammenhänge klar, doch nicht überall wird das gleich gesehen. Hier braucht es künftig noch mehr Bewusstseinsarbeit und passende Rahmenbedingungen.
Welche Empfehlungen geben Sie Betrieben, die Biomasse- oder Nahwärmeprojekte umsetzen möchten?
Solche Projekte sind komplex und erfordern eine fundierte Vorbereitung. Umso wichtiger ist eine kompetente und praxisnahe Beratung. Eine starke Interessensvertretung spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie bietet Orientierung, bündelt Erfahrung und stellt qualifizierte Ansprechpartner zur Verfügung. Gute Beratung hilft, Fehlentscheidungen zu vermeiden, Prozesse zu beschleunigen und Projekte nachhaltig erfolgreich umzusetzen.
Ist Bioenergie mit CO₂-Abscheidung (BECCS) ein realistisches Zukunftsmodell für die Steiermark – und welche Rolle spielt dabei die Land- und Forstwirtschaft?
Neue Technologien müssen sorgfältig auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden, bevor sie breit eingesetzt werden. Wenn Lösungen technisch und wirtschaftlich sinnvoll sind, können sie einen wichtigen Beitrag leisten. Die Land- und Forstwirtschaft war immer offen für Innovationen und ist damit ein zentraler Treiber für neue Entwicklungen im ländlichen Raum.
Sektorkopplung vernetzt Biomasse, Sonnenenergie, Speicher und Wasserstoff. Welche Rolle spielen bäuerliche Betriebe in dieser Energielandschaft?
Die Akzeptanz erneuerbarer Energien ist hoch, dennoch gibt es noch großes Potenzial. Ob Photovoltaik, Speicher, Lastmanagement oder alternative Kraftstoffe – die Möglichkeiten sind vielfältig. Entscheidend ist, dass jeder Betrieb individuelle Lösungen findet und diese Schritt für Schritt umsetzt.